Die Nacht ist unruhig, wie kam ich noch mal auf die Idee, dass es eine gute Idee sei ein 6-Bett-Zimmer zu buchen? Als ich gegen 23 Uhr schlafen gehe, kommt gerade einer von den Zimmergenossen zurück, den anderen bekomme ich erst gegen 2 Uhr mit. Als dann um 6 Uhr mein Wecker klingelt, grummelt einer von ihnen nur unbegeistert. Ich gebe mir ungefähr genau so viel Mühe wie sie leise zu sein, unsicher wie gut es funktioniert. Nach kurzem Stopp beim Bäcker geht es dann auch schon in die S-Bahn und zum Flughafen. Dort ist natürlich weihnachtliches Chaos, man wartet ewig um sein Gepäck abzugeben (ich lerne direkt neue Bekannte kennen, die auch nach Grenada fliegen) und dann noch mal ewiger um durch die Sicherheitskontrolle zu gelangen. Doch kurz vor der Sicherheitskontrolle muss ich lachen: auf dem Boden klebt ein Join the Crew-Aufkleber (das Unternehmen mit dem ich meine Segelreise gebucht habe). Er sieht aus als würde er schon länger dort wohnen. 

Irgendwann bin ich endlich durch alle Kontrollen durch und gehe am Gate noch einmal kurz auf Toilette. Flugzeug-Toiletten sind schließlich meistens so ansprechend wie Zug-Toiletten. Dort erwartet mich der zweite Lacher: Flughafentypisch gibt es ein paar Buttons zum abstimmen, wie zufrieden man mit der Toilette war. Leider fehlen der „mittel“ und der „schlecht“ Button, sodass man nur angeben kann, dass es gut war. Von diesen Panels gibt es zwei Stück auf der kleinen Toilette, beide nur mit der guten Auswahl. Glückwunsch 😀 Das Boarding ist leider etwas verspätet, doch irgendwann geht es los. 

Eine halbe Stunde nach geplantem Abflug lässt sich unser Pilot über das fehlende Personal am Boden aus – unser Gepäck ist noch nicht fertig verladen. So erzählt er uns, dass eigentlich überall Person fehlt, nicht nur beim Verladen, sondern eben auch bei der Sicherheit, bei den Reinigern… eigentlich einfach überall. Und als wir dann endlich so weit waren, sind da plötzlich noch vier andere Flugzeuge die erst mal vor uns dürfen. So stehen wir und ich genieße den Ausblick über den Flugzeugflügel auf das geschäftige Treiben des Frankfurter Flughafens. Zum Glück habe ich einen Fensterplatz. 

Etwas über eine Dreiviertelstunde verspätet heben wir ab und ich starte meine zehn Stunden Flugzeit damit das Bordentertainment anzuschauen. Immerhin ist die Filmauswahl ganz gut. Doch während ich auf meine Kopfhörer warte, lese ich erst mal ein wenig auf meinem eBook-Reader. Kommt man zu Hause auch viel zu selten dazu. Leider musste ich dann zeitnah feststellen, dass man die Kopfhörer kaufen muss und ich meine eigenen mit Bluetooth nicht verbinden kann, sondern tatsächlich auf ein Kabel angewiesen bin. Ich beschloss, dass es mir das Geld nicht wert ist, da ich sowohl noch zwei Bücher, als auch diverse Filme auf dem Handy habe. Schade um die Auswahl. Damit sank meine Meinung zu Condor rapide. Halte wohl nicht mehr allzu viel von der Airline. Zum Glück gab es zum Mittagessen einen Babybel, womit das Ranking wieder um 0,5 Punkte stieg. Auch der dazugereichte Tomatensaft sorgte für Aufstieg meiner Laune. Jeder, der mal mit mir geflogen ist weiß, dass ich Tomatensaft im Flugzeug für notwendig halte und alle Airlines, die das nicht führen bei mir unten durch sind. Also ein weiterer Pluspunkt für Condor. Leider folgte direkt der nächste Minuspunkt, als ich nach einer Decke fragte, da sie die Klimaanlage wahnsinnig doll aufgedreht haben und ich seit zwei Stunden fror. Nein, sie haben keine Decken. Ob es denn dann möglich sei die Klimaanlage wärmer zu drehen? Er schaut mal was er tun kann. Dem Ganzen sei hinzugefügt, dass ich mit T-Shirt, Pulli und langer Hose im Flieger sitze, also schon irgendwie Winterkleidung. In den nächsten Minuten wurde es leider nicht wärmer. Viele andere Fluggäste haben schon ihre Winterjacken über den Beinen. Mein Steward machte es jedoch wieder gut, als er zwanzig Minuten später und ohne weiteres Nachfragen doch eine Decke vorbeibrachte. Wer weiß wo er die aufgetrieben hatte. Ich war wieder halbwegs zufrieden mit Condor. Im Gegensatz zu American Airlines haben sie zumindest freundliches Personal. Dann trank ich einen Tee mit Kaffeesahne (ist fast das selbe wie Tee mit Milch, oder?) und genoss mein Buch. Ab und an kamen auf dem Flug Durchsagen wie es gerade beim Fußball steht – ich realisierte erst bei der zweiten Durchsage, dass wohl WM-Finale ist. Nach fünf getrunkenen Tomatensäften, zwei Filmen und mit etwas kalten Füßen landete ich auf Grenada. Fazit zu Condor: wenn man eigene Kabelkopfhörer und dicke Socken mitnimmt echt eine nette Airline. Mit diesem Vorwissen würde ich auf jeden Fall wieder mit ihnen fliegen. Mein Steward wurde im Laufe des Fluges zu meinem Lieblingssteward ernannt, ich musste irgendwann gar nicht mehr sagen was ich trinken möchte, es gab einfach automatisch Tomatensaft. 

Sobald ich das Flugzeug verließ, strahlte ich über das ganze Gesicht. Es waren einfach gute 28 Grad und Sonne. Endlich war ich erfolgreich dem deutschen Winter entflohen. Bei der Passkontrolle wechselte ich irgendwie aus Versehen kurz den Job. Die Security-Dame fragte mich was ich arbeite und ich setze mit „For a Company…“ an, was sie als „Phone company“ deutete. Ich ließ sie gewähren und als ich später am Flughafen noch mal gefragt wurde was ich arbeite hielt ich mich einfach daran und meinte ich verkaufe Handyverträge. Weiß auch nicht wie das schon wieder passiert ist. 

Sobald ich aus dem Flughafen raus war, versuchte ich einen Geldautomaten zu finden, um mir das Taxi zur Unterkunft leisten zu können. Leider musste ich lernen, dass es in Grenada am Flughafen keinen Geldautomaten gibt. Schade. Kurz war ich ratlos, fand dann jedoch einen Shop, bei dem ich mit meiner Kreditkarte Geld ausgezahlt bekommen konnte (wie bei uns im Supermarkt z.B.). Kostete zwar 4% mehr, aber rettete mich zumindest. Die neugewonnenen 50$ steckte ich also sogleich in meine Fahrt zum AirBnb. Dort wurde ich herzlich empfangen und lernte wie unendlich freundlich und offen die Bevölkerung hier ist. Während ich mich mit dem Taxifahrer schon gut unterhalten hatte, quatschte ich mit meinem Gastgeber einfach über eine halbe Stunde lang. Danach kurz frisch machen und schon zog ich los die Insel erkunden. Davon muss ich allerdings morgen erzählen, ich bin gerade seit 22,5h wach und muss jetzt erst mal mein Bett genießen. Morgen früh probiere ich meine ersten Eindrücke zusammenzufassen. Kurzgesagt: es war schon wieder Luisa-mäßig verrückt. 

Fotos folgen dann auch morgen. 


1 Kommentar

Toni · 19. Dezember 2022 um 21:58

Klingt ganz nach einer Lulu-Reise 😅 alles, was du über den Flug erzählt hast, ist total normal und wundert mich gar nicht. Ist eben der Trend.. Ich glaube, nur bei den ganz teuren Airlines bzw. in den teureren Klassen ist es – zumindest an Board – anders (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Schreibe einen Kommentar

Avatar-Platzhalter

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert