Es ist so viel passiert, ich kam gar nicht dazu meinen Blog zu schreiben. Am Abend hatte Bronté noch einen kleinen Unfall und wir machen uns seitdem Sorgen um ihren Arm. Ob er gebrochen ist? Wer weiß. Es wurde sich gegen einen Besuch beim indonesischen Arzt entschieden.

Wir nahmen wie geschrieben den Nachtzug nach Malang und kamen gegen halb sieben morgens an. Schnell zum Hotel einchecken und dann auch schon wieder weiter. Frühstück, Planung, auf zum Wasserfall. Über zwei Stunden Grab-Fahrt brachten uns zum Tempuk Sewu Wasserfall. Weil eine Brücke auf dem Weg kaputt war, mussten wir sogar ein kleines Stück mit Rollern fahren. Die Einheimischen brachten uns dementsprechend sicher ans Ziel. Ich hatte nicht so hohe Erwartungen, weil ich Wasserfälle meist langweilig finde. Doch dieser hier übertraf schon von oben einiges. Er war riesig und wir schauten auf eine große Schlucht hinunter. Wir machten ein paar Fotos, ich ließ kurz meine Drohne fliegen und dann ging es auch schon die Umgebung erkunden. Wir fanden einen Weg, der anfangs recht okay aussah und dann immer schlimmer wurde. De facto kletterten wir durch mehrere Wasserfälle, um ans Ziel zu kommen. Wir wurden sehr nass, doch es machte unglaublich Spaß. Unten angekommen standen wir in der Schlucht zwischen all den Wasserfällen und hatten einen unglaublich wunderschönen Blick. Ich hätte Stunden dort verbringen können. Wir verbrachten zumindest Stunden damit auf dem Gelände rumzuklettern und uns umzuschauen. Überall Wasserfälle. Als wir wieder oben waren, gab es zur Stärkung eine frische Kokosnuss, yummy. Die Roller brachten uns zurück zu unserem Fahrer, der uns dann zurück ins Zentrum von Malang fuhr. Dort wollten wir noch Kampung Warna Warni anschauen, einen Stadtteil der früher mal ein extremes Armenvietel war und durch ein Projekt ganz viele bunte Häuser bekam, sodass er heute Touristenattraktion ist und die Bewohner dadurch ein paar Einnahmen haben. Leider war es schon recht spät am Abend, sodass uns nach den ersten Schritten durch die bunten Häuser mitgeteilt wurde, dass schon geschlossen ist. Naja, wir bekamen zumindest einen kurzen Einblick. Wir aßen anschließend in einem Seafood-Restaurant zu Abend, obwohl keiner von uns Seafood haben wollte. Sie hatten zum Glück auch anderes Essen. Danach gingen wir schlafen, denn wir hatten ja nicht nur eine Nacht mit wenig Schlaf im Nachtzug hinter uns, wir hatten auch wilde weitere Pläne.

23:45 Uhr klingelte der Wecker. Warum? Weil wir eine Tour zum Vulkan Bromo gebucht hatten, die uns um 00:30 Uhr abholte. Man sollte nämlich den aktiven Vulkan bei Sonnenaufgang sehen. Auf der Rückbank eines Jeeps ging es also mit zwei anderen Touristen in der pechschwarzen Nacht über die Insel. Um halb drei standen wir dann auf einem Berg und es war sau kalt. Also mieteten wir erst mal eine Jacke. Dann gab es in einem Café ein Begrüßungsgetränk ergo Kaffee oder Tee. 03:45 Uhr lief unsere Gruppe los, zum Aussichtspunkt. Unser Guide schleuste uns unter einem Zaun durch, wir saßen plötzlich vor einer Mauer (also die Mauer in unserem Rücken), direkt am Abgrund. Ich zitterte am ganzen Körper, es war wirklich kalt. Dank Pinguin-Modus, also nah zusammenkuscheln, überlebten wir die nächste Stunde bis zum Sonnenaufgang. Der Sternenhimmel dabei war der Hammer. Ab 04:30 Uhr wurde es langsam hell. Man fing an einige Bergumrisse zu sehen und der Himmel färbte sich gefühlt jede Minute anders. Es war wunderschön und der Blick wurde einfach nie langweilig. Gegen 05:15 Uhr stieg dann endlich die Sonne als knallroter Ball aus den Wolken auf. Leider war es immer noch recht kalt und sehr windig, sodass wir uns gegen 05:30 Uhr auf den Weg zurück zum Café und damit zum Jeep machten.

Als unsere Truppe wieder vollständig war, ging es weiter. Den Bromo hatten wir ja nur aus Entfernung gesehen und jetzt fuhren wir hin. Dort konnte man Pferde mieten (taten wir nicht, aber es gab unendlich viele Pferde, deswegen muss es erwähnt werden). Wir liefen an einem hinduistischen Tempel vorbei auf den Vulkan Bromo zu, dort hoch bis zum Kraterrand und hatten dann einen Blick ins Kraterinnere. 2016 ist der Bromo das letzte Mal ausgebrochen, als wir da waren qualmte er nur.

Vom Bromo aus brachte uns unser Bus nach Bondowoso, wo ein Hotelzimmer für uns reserviert war. Es war gegen 13:30 Uhr als wir dort ankamen und wir waren totmüde. Zwei sehr kurze Nächte und aktivitätenreiche Tage machten uns langsam zu schaffen. Aber wäre doch langweilig, wenn wir nicht mehr unternehmen würden, oder? Also ging es kurz Essen (Mittag- oder Abendessen, je nachdem wie man es sieht), wir zahlten ganze 3,14€ für drei Personen und hatten wirklich leckeres Nasi Goreng, gefüllte Teigtaschen und eine sehr, sehr nette Bedienung. Dann ging es zurück ins Hotel duschen, denn wir waren nicht nur durchgeschwitzt, sondern hatten auch überall Vulkanasche (also de facto den Sand) kleben. Das Überraschende: unser Hotelbadezimmer war nicht nur sonderlich groß, es hatte auch ein Waschbecken. Das hatten wir seit Tagen nicht mehr gesehen. All unsere Badezimmer bestanden aus Klo (ohne Klopapier) und Dusche, die einfach ohne irgendeinen Schutz an der Wand hing. Wer braucht schon ein Waschbecken und will nicht das ganze Bad überfluten, wenn er duscht? Dann ging es endlich schlafen.

22:45 Uhr klingelte schon wieder der Wecker, quasi neuer Tag. Wir stiegen in unseren Bus und fuhren zwei Stunden zum Ijen, wieder ein Vulkan. Pünktlich um 2 Uhr wurden dort die Tore geöffnet und wir konnten unsere 1,5 stündige Wanderung zum Vulkankrater beginnen. Taschenlampen waren natürlich Pflicht. Warum wir mitten in der Nacht auf einen Vulkan steigen? Der Ijen hat nicht nur einen wunderschön blauen Vulkansee, wie wir nach Sonennaufgang sahen, es fließen auch täglich große Mengen heißen Schwefels den Krater runter. Dieser Schwefel ist über 500 Grad heiß und sieht aus wie blau brennende Lava. Im Dunkeln, vor Sonnenaufgang, standen wir also im Vulkankrater und schauten dieser mystischen blauen Flamme zu, wie sie den Krater runterfloss. Es war wahnsinnig beeindruckend. Leider stinkt Schwefel bekanntlich nach faulen Eiern und dort unten war es wirklich schlimm. Wir trugen Gasmasken, die das Ganze erträglich machen sollten, doch ab und an kam eine Dampfwolke angeflogen, die einen nicht nur husten lies. Die Augen brannten sehr und es fühlte sich zwischenzeitlich etwas an, als würde man keine Luft mehr bekommen. Zum Glück konnte man schnell Abstand von den Wolken nehmen und mit ein wenig normal stinkender Luft ging es dann wieder. Schwefelvergiftung? Vielleicht leicht. Ich bin der Meinung das war das Schauspiel wert. Auf dem Weg nach oben beschäftigten uns glaube ich alle die Arbeitsbedingungen, die die Arbeiter hier haben. Ihr Job ist es den Schwefel abzutragen, dabei haben sie oft nicht mal Gasmasken. Dass das gesundheitsschädlich ist und die Personen nicht alt werden, liegt nach dieser Erfahrung auf der Hand. Hier schaden also Leute (für ein lächerliches Einkommen) massiv ihrer Gesundheit, damit wir schön zu Silvester Feuerwerk zünden können. Mal wieder ein Moment in dem man froh ist, in einem Erste Welt-Staat aufgewachsen zu sein und sich fragt, warum die Welt so unfair ist.

Genug gejammert. Als wir aus dem Krater wieder hochgeklettert sind, ist die Sonne gerade aufgegangen und man sah immer mehr von der Landschaft. Der Vulkansee war unglaublich schön, aber auch die umliegenden Berge hatten ihren Charme. Auch mit diesem Blick hätte ich wohl Ewigkeiten verbringen können. Nichtsdestotrotz machten wir uns natürlich irgendwann an den Abstieg.

Am Bus angekommen gab es Frühstück und dann fuhren wir Richtung Fähre. Wie die Fahrt war kann euch wohl keiner erzählen, weil wir alle ausnahmslos einschliefen und erst am Fährhafen wieder aufwachten. Also Sachen schnappen, auf die Fähre und ab ging es nach Bali. Dort angekommen teilten wir uns mit unseren französischen Freunden der letzten Tage ein Taxi und machten uns auf die vierstündige Fahrt nach Ubud. Kostenpunkt: 10€ pro Person. Während in Jakarta noch jeder zweite mit uns ein Foto machen wollte, wurde es auf unserer Reise Richtung Osten schon immer weniger. Je touristischer die Orte wurden, desto weniger spannend werden Europäer wohl. Wir hoffen, dass sich das auf Bali jetzt komplett erledigt hat, weil es zwar am Anfang lustig ist, wenn du alle paar Meter für ein Foto mit Wildfremden stehen bleiben musst, allerdings irgendwann ein wenig anstrengend und aus unserer Sicht auch unnötig wird. Da stehst du an so einem schönen Vulkan und das Pärchen spricht dich nicht an, ob du ein Foto von ihnen machen kannst, sondern ob sie ein Foto mit dir machen können. Und das nicht etwa vor der Sehenswürdigkeit vor der du stehst, sondern meist in die andere Richtung. Du selbst bist schließlich die Sehenswürdigkeit.

Die Autofahrt nach Ubud an sich war ereignislos. Man sah ein paar Touris Auto fahren, die mit dem Verkehr noch nicht so ganz zu recht kamen. Ansonsten passierte eigentlich nichts. Wir kamen irgendwann an. Als Unterkunft hatten wir uns ein AirBnb in einer typisch balinesischen Wohneinheit gebucht, was tatsächlich sehr schön ist und einen super lieben Gastgeber hat, der sich um alles kümmert. Wir schlenderten den restlichen Tag eigentlich nur ein wenig durch die Stadt, shoppten hier und da, aßen ein wenig was und beendeten den Abend in einer Craft Beer Bar. Bali ist komplett anders als der Rest von Indonesien, den wir hier gesehen haben. Gefühlt sind hier mehr Europäer als Indonesier und jeder probiert einem etwas zu überteuerten Preisen zu verkaufen. Trotzdem macht es irgendwie Spaß durch die Stadt zu laufen und es gibt viele schöne Restaurants und Bars. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es total mag oder richtig scheiße finde – es ist einfach sehr anders als das, was wir die letzten Tage erlebt haben. Ein wenig wünsche ich mir die Ruhe und freundlichen Menschen zurück.


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