Irgendwie war ich viel zu früh am Busbahnhof. Wäre ich doch gestern schon mal hingelaufen und hätte geschaut.
Ich ging davon aus, dass schon sehr früh Busse fahren, da die Grenze um acht Uhr aufmacht und man 1,5h fährt. Also stand ich gegen 6:30 Uhr am Busbahnhof und schaute mich um. Gähnende Leere. Dann entdeckte ich das Schild, was mir mitteilte, dass der erste Bus nach Chiang Khong (dem Grenzort) um 7:30 Uhr fährt. Naja. In den stieg ich dann auch ein, als er kam. Mit dabei ein Amerikaner (mit schätzungsweise Pakistanischen Wurzeln), der mir echt ein Ohr abkaute, während ich probierte meinen Blog zu schreiben. Vermutlich als Wiedergutmachung für diese Gemeinheit am frühen Morgen, teilte er sein Essen mit mir. Es gab komisches grün gefärbtes Brot mit irgendeiner grünen Paste dazu & frische Mandeln, die man selber noch aus ihrer Schale entfernen musste. Die Mandeln waren tatsächlich sehr gut, schmecken aber frisch ganz anders als bei uns.
Ca. zwei Stunden später erreichten wir den Thai-Laotischen-Grenzübergang. Aus Thailand ausreisen war ganz einfach. Zwischendrin tauschte ich noch Baht zu US-Dollar (für das Visum) und Kip (für die Weiterreise). Mit meinen wunderschönen Passfotos ging ich also zum Einreiseschalter. Irgendwie wollte sie nur eins statt zwei, weiß auch nicht ganz was ich mit dem anderen jetzt soll. Aber dann wurde es witzig: meine US-Dollar nahmen sie nicht an, weil die zu dreckig waren. Ernsthaft. Sie nehmen nur sauberes, schönes Geld. Zum Glück konnte mir der ohrabkauende Amerikaner noch hübschere Scheine geben. Das Visum in Kip oder Baht zu bezahlen wäre zwar möglich, aber ganze 10 Euro teurer gewesen. Fand ich ein bisschen irritierend, dass das Visum in ihrer eigenen Währung mehr kostet. Irgendwie schaffte ich es also über die Grenze und von dort brachte mich ein Tuk Tuk zum Busbahnhof. Ich hatte mich nämlich gegen die weitverbreitete Variante des Slowboat Fahrens entschieden. Mit dem Slowboat kann man nämlich in zwei Tagen nach Luang Prabang runterfahren. Ich wollte aber eigentlich nach Nong Khiaw und das Boot fährt da zum einen nicht hin und braucht mir zum anderen viel zu lange. Am Busbahnhof musste ich dann ernüchtert feststellen, dass es auch keinen direkten Bus nach Nong Khiaw gibt, sondern ich in einem kleinen Ort umsteigen müsste. Da würde ich heute aber auch erst am späten Abend ankommen und wer weiß, ob dann noch ein Bus fährt oder da eine Unterkunft offen hat. Ich verwarf also meinen Nong Khiaw Plan und buchte stattdessen ein Busticket nach Luang Prabang. Dort soll ich um Mitternacht ankommen. Juhu, wer reist nicht gerne den ganzen Tag? Da mein thailändisches Internet zum Glück so nah an der Grenze noch geht, buchte ich noch eben eine Unterkunft für diese und nächste Nacht. Dann ging ich Essen suchen und wählte frei nach Bildern irgendwas, weil mir die Google-Übersetzung leider null half (siehe Fotos). Es schmeckte trotzdem ganz gut. Um 13 Uhr fuhr dann mein Bus aus Huayxai los. Er sah keineswegs wie ein normaler Reisebus bei uns aus. Statt sitzen gab es eine Art Doppelstock-Doppelbetten, also teile ich mir mit einer süßen Asiatin die Pritsche. Berührungsängste? Gibt es hier nicht. Die Landschaft durch die wir fuhren sah ziemlich hübsch aus, doch ich war so müde, dass ich leider erst mal einschlief. Als ich eine halbe Stunde später aufwachte, musste ich super dringend auf Klo. Ich betete also für eine Klopause in nächster Zeit und siehe da: innerhalb einer halben Stunde wurde mein Gebet erhört. Und jetzt stellt ihr euch vermutlich eine Raststätte vor, wie wir sie kennen, aber nein nein… Wir hielten irgendwo mitten im nirgendwo und jeder rannte in eine andere Richtung in die Landschaft rein. Ich rannte einfach auch wild los. Es war erstaunlich wie gut das klappte, dass man keinem anderen beim Pipi gehen begegnete. Ein bisschen überrascht war ich auch, dass ich auf keine wilden Tiere traf. Allerdings scheint es ein offizieller Toilettenstopp zu sein, denn man sah im Gelände andere menschliche Hinterlassenschaften. Faszinierend. Ansonsten war die Strecke… naja. Wenn man für 470km 11 Stunden braucht, könnt ihr euch sicher vorstellen wie die Straße war, oder? Lag man auf dem Rücken glich die Fahrt eher einer Massage. Überall scheinen riesige Schlaglöcher zu sein und wir kamen echt nicht schnell voran. Gegen 17 Uhr wurde es dunkel und es wurde auch kein Licht im Bus eingeschaltet. Dann fuhren wir also durch die pechschwarze Landschaft Laos. Tatsächlich machten wir recht oft Pause, allerdings immer nur kurz.
Manche Menschen meinen ja, einen ganzen Tag zu reisen um irgendwo hinzukommen sei Zeitverschwendung. Und klar, ich verliere gerade einen Tag Urlaub, an dem ich sicher auch etwas angenehmeres hätte machen können. Aber irgendwie ist es immer wieder eine Erfahrung wert. Hab ich erwähnt, dass ich die einzige Europäerin in diesem Bus bin? Ich bin nicht sicher wie viele Thai und wie viele Laoten sind. Aber definitiv ist hier kein einziger anderer Tourist. Es hat auch noch keiner ein Wort englisch mit mir gesprochen, muss alles selbsterklärend sein, was hier passiert. Bei einem weiteren Pipistopp machten irgendwelche Soldaten/Polizisten (?) gerade ein Lagerfeuer am Straßenrand. Es ist irgendwie echt spannend hier durch die Gegend zu fahren. Hatte mir diese Fahrt anders vorgestellt. Sie dauerte auch länger als gesagt und ich war froh, dass ich mich gegen Nong Khiaw entschieden hatte. Den Umsteigehalt erreichten wir nämlich erst kurz nach Mitternacht, er war mitten im Nirgendwo und ich bezweifle, dass ich von dort noch weggekommen wäre oder ein offenes Hostel gefunden hätte. Praktischerweise stieg aber meine Bettenpartnerin dort aus und so hatte ich die letzten drei Stunden noch mal richtig gut Platz zum schlafen und schlief auch halbwegs gut. Kurz nach drei Uhr (also mit drei Stunden Verspätung) erreichten wir dann unseren Halt bei Luang Prabang. Einer der Bus-Jungs schaffte es mir zu kommunizieren, dass ich hier aussteigen und für die letzte halbe Stunde ein Tuk Tuk nehmen muss. Gesagt getan, kurz über den Preis verhandelt, kurz mit einem anderen deutschen gequatscht der irgendwie auf seinen Bus wartete und sich wunderte wo ich jetzt her komme & dann ging es auch schon los. Auf zum Hostel. Jetzt wo ich die Straße vom Tuk Tuk beleuchtet sah, wurde mir klar warum sie mit dem Bus so unbequem war. Teilweise war sie halt nicht mal ordentlich bepflastert. Leider war es irgendwie auch recht kalt morgens um halb vier auf einem Tuk Tuk, so konnte ich die Fahrt nicht mal richtig genießen. Irgendwie hatte ich im Allgemeinen nicht erwartet, dass Thailand (und anscheinend auch Laos) im Winter so kalt wird. Ich friere hier trotz Pulli regelmäßig. Ich bin auch noch ein bisschen irritiert davon, dass die Leute hier wieder auf der rechten Seite fahren, aber das wird schon. Im Hostel angekommen rief ich den Typen von der Rezeption an und er ließ mich rein. Jetzt erst mal schlafen.
FUNFACT: Bierflaschen sind hier riesig. Sowohl in Thailand als auch in Laos bekommt man einfach 640ml, wenn man ein großes Bier bestellt. Auch spannend fand ich, wie in Thailand mit Cannabis umgegangen wird. Seit 2022 ist es in Thailand legal. Irgendwie wird daraus ein riesiges Ding gemacht und überall wird Gras angeboten. Ich weiß nicht ob das einfach meine Berliner „ist doch sowieso allen egal“-Mentalität ist, aber ich hab in all den Tagen nicht so richtig verstanden, warum das jeder so unnormal hart feiert.
1 Kommentar
Toni · 31. Dezember 2023 um 13:36
Klingt auch nach nem guten Abenteuer. Wobei Slowboat fahren auch echt schön war. Den ganzen Tag auf dem Wasser, durch schöne Landschaft und zwischen beeindruckenden Bergen.. 🙂