Fotos von den letzten Tagen sind hinzugefügt. Lohnt sich noch mal reinzuschauen 😉

Wer steht in seinem Urlaub freiwillig um fünf Uhr morgens auf? Ja wir machen das auch nur so halb freiwillig… aber wir sollten halt um sechs Uhr am Busbahnhof sein. Erstaunlich pünktlich fuhr dann um sieben Uhr unser Bus los. Natürlich waren wir die einzigen westlichen Menschen. Wir schliefen die meiste Zeit, auch wenn es auf Grund der Lautstärke etwas kompliziert war. Zwischendrin guckten wir aus dem Busfenster und sahen wildlebende Kamele. Eeendlich. Ich weckte Natalie mehrmals um ihr die neusten Kamelentdeckungen zu zeigen. Was für ein guter Mensch ich bin. Aber da waren Kamele!? Wir standen eine Weile an irgendeiner Kontrollstelle, wo stichprobenartig Ausweise kontrolliert wurden – unsere nicht. Zudem machten wir eine Pipipause, zu deren Ende uns eine komplett verschleierte Frau einen großen Teil ihrer Weintrauben schenkte. Ich freute mich riesig. Wenn dir wildfremde Menschen im Bus Essen schenken, ist das Land einfach der Hammer. Grundsätzlich sind hier alle super freundlich und freuen sich einen Keks über Touristen. Egal wohin wir gehen, wir werden mit offenen Armen empfangen und die Menschen hier sind einfach nur neugierig. Und das obwohl oder weil wir so anders aussehen.

Die Busfahrt verging dementsprechend halbwegs schnell. Kurz bevor wir in Medina ankamen, fiel uns auf, dass wir gar nicht wissen, was wir uns anschauen sollen. Also klar, Medina, aber unsere Erfahrung mit Saudi Arabischen Städten und der Möglichkeit einfach durchzulaufen war nicht so gut. Also suchten wir erst mal Internet. Der nächste Starbucks half und so markierten wir ein paar Punkte, die wir sehen wollten. Wir zogen los und liefen erst mal aus Versehen direkt ohne Kopftuch in die größte Moschee. Ups. Wie konnte das passieren? Ja… irgendwie sah es halt aus wie der Vorgarten und wir dachten wir dürften dadurch. Wurden dann aber recht schnell aufgehalten und mussten zehn Minuten warten, bis jemand kam, um uns auf englisch zu erklären, was wir da schon längst registriert hatten: Dass wir in der Moschee stehen und dort nur Muslime erlaubt sind. War wohl doch nicht nur der Vorgarten. Die zehn Minuten Wartezeit waren allerdings interessant gewesen. Neben uns stand ein uniformierter Security-Mensch, der nur arabisch sprach. Wir kommunizierten über Google Übersetzer und versicherten ihm mehrfach, dass wir nicht stören wollten, es uns Leid tut, uns nicht bewusst war, dass wir hier nicht rein dürfen und wir gerne einfach gehen können. Alles kein Problem. Er entgegnete daraufhin, dass wir nur kurz warten sollen, es kommt bald wer, der uns alles erklärt. Wir sollen uns allerdings keine Sorgen machen, es ist kein Problem, passiert mal. Dann erklärten wir ihm wieder, dass wir nur sehr limitiert Zeit haben und es uns wirklich nichts ausmacht zu gehen. Und dann plötzlich schrieb er: „Don’t rush you’re at the most beautiful place on the earth after Mekka.“ Wir mussten über diese süßen Worte schmunzeln, nahmen es zur Kenntnis und warteten geduldig, bis jemand kam. Dann entschuldigten wir uns wiederholt und liefen im Anschluss los, um den nächsten Hop-On/Hop-Off-Bus zu finden. Dort standen wir in der Sonne, mussten hundert Taxifahrer abwimmeln, die wirklich oft nachhakten ob wir nicht doch ein Taxi haben wollen und warteten. Zwei Taxifahrer fielen besonders auf. Der erste, weil ein ein wahnsinnig zerbeultes Auto hatte, in das vermutlich kein Tourist freiwillig einsteigen würde (Foto seht ihr unten), der zweite weil er alle paar Minuten wieder kam, fragte wann unser Bus kommt und erklärte wirklich oft, dass wir mit ihm fahren sollten. Long Story short: der Bus kam, erklärte, dass wir nicht einsteigen durften, weil er jetzt Mittagspause macht (zwei Stunden) und wir danach wiederkommen dürften. Blöd, weil wir insgesamt nur noch 2,5 Stunden in Medina hatten. Wir schauten dumm aus der Wäsche. Kaum war der Bus weg, tauchte besagter Taxifahrer wieder auf und meinte wir sollen mit ihm fahren. Wir meinten wir hätten kein Geld mehr, weil das haben wir ja für den Bus ausgegeben. Er meinte das ist egal, wir sollen mitkommen, wir können so viel Geld geben wie wir eben haben, er zeigt uns Medina. Wir gaben auf und stiegen ein, unsicher auf was wir uns da eingelassen haben. Sein Englisch war semi gut, doch es reichte für Basic-Kommunikation. Wir machten Highspeed-Sightseeing und sahen alle wichtigen Orte in Medina. Die erste Moschee, ein für die Muslime wichtiger Brunnen, eine sehr alte Moschee… alles. Wir tranken heiliges Wasser und leben jetzt laut Bassam (unserem Taxifahrer) besser, gesünder und haben überhaupt. Es hat uns quasi gerettet. Allgemein fällt auf, wie sehr die Menschen hier von Medina und seiner Wirkung auf den Menschen überzeugt sind. Man ist hier glücklicher, gesünder, man hat alles was man braucht. Warum sollte man an irgendeinem anderen Ort auf der Welt leben? 

Unsere Highspeed-Sightseeing-Tour führte uns tatsächlich auch in die Quba-Moschee, weil Bassam meinte das sei okay, solange wir Kopftuch tragen. Wir fühlten uns etwas unwohl unter all den betenden Frauen und verließen sie recht schnell wieder. Unser letzter Stopp war bei einem Dattel-Park und Bassam ließ sich nicht davon abhalten uns ein Kilo Datteln in schöner Geschenkverpackung zu kaufen. Die Gastfreundschaft der Saudis ist einfach unendlich. Als er uns am Busbahnhof absetzte weigerte er sich auch nur einen Rial für die Fahrt anzunehmen; wir sollen aber nächstes mal mit unseren Müttern, Vätern und Freunden für längere Zeit vorbeikommen. Vielleicht mögen sie ja den Islam und kommen dann ins Paradis. Er würde uns jetzt auch ein Schaf und ein Kamel kochen, damit wir gut essen können, aber wir haben ja leider zu wenig Zeit. Wir enthielten ihm vor, dass Natalie Vegetarierin ist und stimmten einfach in sein „dann nächstes Mal“ mit ein. 

Auf der Busfahrt nach Al-Ula wurde mir zum zweiten Mal an diesem Tag bewusst, wie schön die Landschaft in Saudi Arabien ist. Klar, es ist sehr trocken, doch überall sind kleine Hügel und Berge, die die Landschaft sehr spannend machen. Ich hätte wahnsinnig viel Lust hier mit einem Geländewagen umherzufahren und mehr zu erkunden. Auf dem Weg gerieten wir in eine Polizeikontrolle, die kein Wort englisch sprach und die Rucksäcke sämtlicher Passagiere durchsuchte. Meine Flasche Wasser mit Mango Zerup sorgte kurz für Aufmerksamkeit und Geruchsprobe. Ich frage mich immer noch, ob sie nur nach Alkohol suchten, oder einen sinnvollen Grund hatten unser Gepäck zu durchwühlen. Danach machte unser Bus seltsame Sachen. Wir fuhren ein Stück, machten eine 180 Grad Wende, fuhren wieder ein Stück und drehten wieder um 180 Grad. Dann kam ein Kreisverkehr, in dem wir einmal eine komplette Runde rum fuhren und dementsprechend wieder genau zurück. Warum wir so oft hin und her fuhren, erscheint uns nach wie vor nicht logisch. Dennoch war es beeindruckend einen Bus wenden zu sehen, auf einer Straße, die vielleicht ein Drittel so breit ist wie der Bus selber.  

Im Dunkeln kamen wir gegen 23 Uhr in Al-Ula an und machten uns erst mal auf die Suche nach einer Unterkunft. Ja, wir hatten irgendwie nichts im Voraus gebucht, sondern beschlossen einfach vor Ort zu schauen. Das lief auch halbwegs gut, wir klingelten nachts um halb zwölf an einem wildfremden Haus, meinten wir hätten sie bei Google gesehen und würden gerne übernachten. Das Zimmer wurde uns auch gleich gezeigt, es sah okay aus, Preis war zwar etwas teuer, doch die Motivation weiter wild durch die Gegend zu laufen war nicht so groß. Unser Gastgeber fuhr uns sogleich zum Geldautomaten, damit wir unsere Unterkunft bezahlen konnten. Als wir anfingen wie verrückt im Internet nach den weiteren Tagesplänen zu suchen, bot er uns an und die nächsten Tage Al-Ula zu zeigen und durch die Gegend zu fahren. Das half natürlich ungemein. Die Suche nach der Weiterreise war leider nicht so erfolgreich. Im Prinzip gab es nur die Auswahl super teure Flüge zu nehmen, oder zehn Stunden mit dem Bus zurück nach Jeddah zu fahren. Dadurch würde uns super viel Zeit verloren gehen. Im Endeffekt entschieden wir uns dafür zwei Nächte länger als geplant in Al-Ula zu bleiben, das sparte uns die ewig weite Rückfahrt und kam damit zeit- und geldtechnisch fast auf das selbe raus. Dann verbrachten wir noch Ewigkeiten damit die weitere Reise zu planen. Ein verrückter Tag heute. 

Kategorien: Naher Osten

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