Nach 12 Stunden Schlaf klingelte der Wecker. Und plötzlich war irgendwie Stress. Seli guckte auf ihr Handy und teilte mir mit, dass unsere Gastgeberin geschrieben hatte, dass wir um 10 Uhr abgeholt werden, statt wie am Tag zuvor verabredet um 11 Uhr – zu dem Zeitpunkt in zehn Minuten. Also schnell aufstehen, fertig machen, frühstücken, Sachen packen… um 10:10 Uhr wurden wir dann tatsächlich abgeholt. Durch den wahnsinnigen Stadtverkehr ging es dann sehr langsam zu einem kleinen Busbahnhof. Dabei war zu beobachten: Mongolen scheinen Karaoke sehr zu mögen. Jeder dritte Laden ist eine Karaoke-Bar. Am Busbahnhof wurden wir in einen kleinen Van mit 5 Mongolen gequetscht. Darin saßen wir dann 45 Minuten (ohne dass wir fuhren) und schmorten in unserem eigenen Saft. Um 12 Uhr ging es dann endlich los. Zuerst hieß das natürlich erst mal wieder: Stau stehen. Gegen 13 Uhr verließen wir dann Ulan-Bator und konnten endlich tatsächlich mal fahren. Um 15 Uhr hielten wir dann an, um Mittag zu essen. Etwas verloren standen Seli und ich vor der mongolischen Speisekarte. Kein Internetempfang um irgendwas zu recherchieren, keine Mongolischkenntnisse, um ein Gericht zu erkennen. Wir sahen einen Teller auf einem leeren Tisch stehen, sah essbar aus, also zeigten wir darauf als die Bedienung uns anschaute. Wir bestellten es gleich zwei mal und setzen uns hin. Als wir so die anderen beobachten, stellten wir fest, dass sie sich alle aus einer Thermoskanne bedienten und die Flüssigkeit in Schüsseln schütteten. Wir wollten auch. Ich lief also hin, machte einer Mitreisenden mit Zeichensprache verständlich, dass ich Schüsseln brauchte und sie orderte die für mich. Dann füllte ich die nach Milch riechende, warme Flüssigkeit für uns ab. Geschmackstest am Tisch? Joa. Es schmeckte sehr salzig, nicht wirklich nach Milch. Bei einem größeren Schluck schmeckte es im Abgang etwas nach warmer Milch. Es wird definitiv nicht mein Lieblingsgetränk, war aber okay. Wir fragten uns, ob das wohl die vergorene Stutenmilch ist, für die die Mongolei so bekannt ist? Wenn ja hatten wir sie uns deutlich schlimmer vorgestellt. Unsere mongolischen Mitreisenden schienen auf jeden Fall alle sehr zufrieden mit dem Getränk. Das Essen selber bestand aus Fleisch, Ei, Reis und etwas Gemüse; war insgesamt sehr lecker. Der Toilettengang führte uns wieder aus dem Restaurant raus, in ein kleines Holzhäuschen vor dem Parkplatz. Hier befanden sich Türen, die nur zur Hälfte blickdicht waren, darüber ein Gitter und dahinter ein Plumsklo mit unendlich tiefem Loch in den Boden. Sicher 2-3 Meter tief. Als die Autofahrt weiter ging, sahen wir auch bald unsere ersten Kamele in der Natur. Jetzt stehen also nicht mehr nur Pferde, Kühe und Schafe/Ziegen wild am Wegesrand, sondern auch Kamele. Wer braucht denn schon Zäune? Ab und an sah man auch mal tote Tiere auf den Wiesen liegen. Die Straße an sich hatte einige nicht allzu kleine Schlaglöcher, weswegen wir viel im Zickzack fuhren und es hier und da ein wenig holperte. Unsere Mitreisenden teilten ihre Snacks mit dem ganzen Auto und wir freuten uns immer. Oh Gott und waren da süße Fohlen am Straßenrand. Das glaubt ihr gar nicht. Vielleicht kann ich eins mitbringen um es euch zu zeigen. Mobile Daten oder allgemein Handyempfang gab es nur so hier und da verstreut mal, wenn gerade ein Funkmast zu sehen war. Nach acht Stunden Busfahrt kamen wir in Dalandsadgad an, wo uns ein anderer Fahrer abholte. Wir machten einen kurzen Stopp an einem Hostel, um ein Buch in einem Buchtauschregal zu tauschen. Leider ohne Erfolg. Dann ging es weiter in die Berge. Dort sollten wir bei einer Familie übernachten. Als uns die Hostel-Dame fragte ob wir Schlafsäcke haben dachten wir uns noch nichts dabei, als wir auf Zelte zufuhren dämmerte es uns. Wir schlafen heute also ganz lokal in einem Zeltdorf. Erste richtige mongolische Erfahrung. Erfreulicherweise hat unser Zelt Strom und ein Dusch- und ein Klohäuschen gibt es auch.

UPDATE: tatsächlich haben wir noch unerwarteter Weise Abendessen vorbeigebracht bekommen. Es waren Mega leckere Teigtaschen (mit Hammelfleisch glaube ich).


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