Anders als sonst mussten wir nicht nach dem Frühstück unser Camp einpacken. Wir hatten nämlich Glück und blieben zwei Nächte an dem Ort. Dafür stand ein Tagesausflug zum Wasserfall auf dem Plan. Entspannt wie immer ging es also nach dem Haare Flechten los. Oh nee stopp, zuerst wurde nicht mein Rücken mit Kinesiotape getaped. Die Strecke zum Wasserfall war abwechslungsreich und wunderschön von der Natur her. Wir durchquerten unseren Fluss an einer Stelle, wo meine Schuhe von oben nass wurden, weil das Wasser so tief war und unsere Ponybeine so kurz, direkt danach blieb ich mit dem Bein ordentlich an einem Stein hängen, weil mein Pony sich danach zu nah daran vorbei quetschte… es war ein wirklich spannender Ritt. Doch die Aussicht von oben auf dem Berg war es definitiv wert. Wir ritten Ewigkeiten lang und keiner konnte sich vorstellen, dass hier bald ein Wasserfall auftauchen würde. Die Natur sah einfach nicht danach aus. Irgendwann war er aber plötzlich da. Witziger Weise scheint dieser Wasserfall ein Tourihotspot zu sein, da stand einfach ein kleines Pausenhäuschen und ein Mülleimer. Wir machten Mittagspause mit Blick auf den Wasserfall und als wir hingelaufen waren tauchte auch wirklich eine andere Gruppe Touristen auf. Die waren ganz schön neidisch auf unsere Adler und unsere Fotos mit ihnen vorm Wasserfall und wollten das auch unbedingt. Am Ende saßen sie sogar noch kurz auf unseren Pferden, war ein bisschen absurd.
Witzigstes Erlebnis vom Tag: unser einer Horseman kam plötzlich am Wasserfall mit einem Hund an. Es hieß heute wird wieder ein Schaf besorgt und wir machten noch Witze, dass sie kein Schaf gefunden haben & wir jetzt eben einen Hund schlachten müssen. Die eigentliche Geschichte ist aber noch viel besser gewesen: es ist sein Hund. Er hatte ihn im August letzten Jahres verloren (weggelaufen oder so). Als sein zehnjähriger Sohn nun im Frühjahr bei einer anderen mongolischen Familie (65km von deren zuhause entfernt) bei der Cashmere-Wolle-Ernte half, sah der seinen Hund und stellte fest, dass die andere Familie den über den Winter gebracht und gefüttert hat. Da er aber nur zehn Jahre alt war und mit dem Pferd unterwegs, konnte er den Hund nicht die 65km wieder mit nach Hause bringen. Er erzählte seinem Vater von der Begegnung. Da wir nun mit unserer Tour nur 5km von der besagten Familie weg waren, machte er einen kleinen Umweg und holte seinen Hund zurück.
Neben den 30 Pferden, 14 Kamelen und 3 Adlern haben wir nun also auch einen Hund dabei. Der Rückweg zum Camp war wirklich verrückt. Für den Galopp probierten wir mit meiner Drohne zu folgen, was leider mehrfach scheiterte. Wir ließen die Gruppe dafür vorgaloppieren, um es dann im kleinen Kreis zu testen. Das führte dazu, dass mein Pony seine Herde echt vermisste und danach schwer zu halten war. Beim aufschließen an die Gruppe war also viel Galopp angesagt. Als wäre das nicht genug gewesen, ging es danach schön wieder so eine steile, rutschige Strecke runter. Keiner, der nicht dabei war, wird mir glauben wie dieser Gang aussah. Einmal mussten wir alle gute 1,5 Meter runterspringen, auf einen Weg der vielleicht 20cm breit ist und wo es links steil den Berg runtergeht. Kein normaler Mensch hätte das getan. Wir verloren auch noch halb unser Fohlen, weil es die Brücke über den Fluss nicht fand und panisch wurde. Irgendwie überlebten wir aber alle und ruhten uns danach erst mal auf der Wiese aus und beobachteten unsere Pferde. Das war wunderschön und super entspannend. Nette Gespräche, ein paar witzige Tiere und gutes Wetter sind einfach der Hammer. Am Abend saßen wir wieder entspannt ums Lagerfeuer rum und freuten uns über die Zeit, die wir hier haben. Leider stellten wir fest, dass wir nur noch drei Tage reiten haben, was plötzlich sehr wenig wirkt.
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